Unter dem sammelbegriff «polytonräume» entstanden bis heute 11 bausätze, deren material ständig weiterentwickelt, zu aufführbaren kompositionen verarbeitet und in unterschiedlichem kontext dargeboten wird.
Obwohl ein publikum diese musik wegen der instrumentation und rhythmik wohl als jazz bezeichnen würde, kam die inspiration dazu komplett von ausserhalb, d.h. aus der modernen klassik oder besser aus der sogenannten «neuen musik». Ich suchte meinen weg vor allem in harmonik und form und weniger in besonderen grooves.
Die aufbruchstimmung und experimentierfreude der ersten komponistengeneration der «neuen musik» traf bei mir einen nerv: Ich bin ja auch noch naturwissenschaftler. Forschen, experimentieren, ausprobieren entspricht meinem naturell. So war es naheliegend, dass ich irgendeinmal auch mit klangwelten experimentieren würde.
Die suche nach einer eigenständigen harmonik stand am anfang. Während jahren spielte ich jazz in den üblichen changes und modi. Ich wollte zwar weg vom vertrauten und den im jazz geläufigen modi und akkordtypen, aber mit einer gesunden mischung aus system und intuition. Letztlich wollte ich eine methode oder heransgehensweise finden, die mir ermöglichen würde, eine in sich stimmige tonsprache zu entwickeln.
Einer der ersten bausätze (nr. 4) ist vom aufbau her recht konventionell, d.h. mit einer art kadenz und einer echten dominante drin, d.h. es entsteht eine art spannungsgefälle wie in der funktionsharmonik mit tonika, dominante etc. Die sonst konsequent bitonalen akkorde erzeugen aber eine stimmung, wie sie mit konventioneller harmonik niemals erreicht würde.
Oftmals stand ein einzelner akkord am anfang einer entwicklung, etwa meine «interpretation» des kino-gongs oder der prometheus-akkord von Skriabin. Diesen akkord wandelte ich schrittweise ab, bis eine harmoniefolge und ein bausatz (nr. 5) vorlagen, aus denen sich eine komposition schreiben liess.
Bezüglich form übte ich auch mit konstruktionen, die regeln folgten, wie sie sich komponisten der «neuen musik» auferlegt hatten, so etwa in den sechstonreihen (nr. 2). ich experimentierte mit pendelbewegungen (nr. 1), verschachtelungen (nr. 6), dehnungen, zählreimen (nr. 7, bild) etc., d.h. mit verläufen jeglicher art. bausatz nr. 8 besteht aus einem harmonischen verlauf, bei dem das klangbild von klaren farben richtung verwässerung/pastell geht.
Über die definitive gestalt eines zur aufführung vorgesehenen stücks entschied stets intuition und nicht formale strenge. Es musste die atmosphäre entstehen, nach der ich suchte, etwas, das erlebbar und fühlbar und nicht bloss intellektuell zu erfassen ist. Also musik.